7 Jahre. 2200 Fälle. 9 betroffene Kantone. Und unzählige Länder, weltweit. Kriminelle teilen auf der für alle zugänglichen Internet-Plattform GigaTribe pädopornografisches Bildmaterial. Sie verstecken sich dabei hinter Pseudonymen. «NinjaTurtle» ist nur eines davon.
Frühjahr 2022. Nach 7 Jahren wird die Operation NinjaTurtle abgeschlossen. Es geht um die Verbreitung von pädopornografischem Material über die Plattform GigaTribe. Eine gemeinsame Operation der Kantonspolizei Aargau und fedpol.
Zurück an den Anfang.
2013 hat fedpol erste konkrete Hinweise dafür, dass eine im Aargau wohnhafte Person auf der Plattform GigaTribe illegales pornografisches Material verbreitet. GigaTribe verspricht unkompliziertes und unbegrenztes Austauschen von Dateien über das Internet – «private and secure file sharing» lautet ihr Slogan. Und das anonym. Daten austauschen: Das klingt erstmal harmlos. Und einfach. Harmlos ist es ganz und gar nicht. Aufgedeckt werden weltweit unzählige Dateien und Profile. Wer steckt hinter dem Pseudonym «NinjaTurtle»? Bekannt ist wenig; aber der Standort ist klar: der Kanton Aargau.
fedpol informiert die Kantonspolizei Aargau über die bisherigen Erkenntnisse. Es folgt eine Hausdurchsuchung, die Weiteres aufdeckt: Zwei Notebooks und externe Festplatten werden sichergestellt: rund 12 000 Bilder, 699 Videos, 9 CDs und DVDs.
Während Monaten arbeiten fedpol und die Kantonspolizei Aargau eng zusammen. Kurz darauf schlägt die Stunde null für «NinjaTurtle». 2014 klicken die Handschellen, 2016 folgt die Verurteilung. Doch die Operation geht weiter.
Die Polizei weiss: «NinjaTurtle» ist nur einer von vielen. Deshalb bleibt das Profil weiterhin online, und das während ganzen 7 Jahren. In dieser Zeit ermitteln zuerst fedpol, dann die Kantonspolizei Aargau verdeckt auf der Plattform GigaTribe.
Die Operation verläuft erfolgreich: Zahlreiche weitere Pädokriminelle gehen der Polizei ins Netz. 2200 Fälle deckt sie auf. Mutmassliche Täter in der Schweiz werden den zuständigen Kantonspolizeien gemeldet, welche weitere Schritte einleiten. Die Ermittlungsergebnisse führen auch ins Ausland: Via Europol oder INTERPOL werden die Täter den zuständigen Ländern gemeldet. Es kommt zu Verhaftungen, unter anderem in Kroatien, Brasilien, Frankreich, Peru, Rumänien und Spanien. Bei den Tätern handelt es sich nicht nur um Personen, die sich pädopornografisches Material anschauen. Es sind auch mehrere sogenannte «Hands-On»-Täter, die selbst Kinder missbraucht haben.
Die jahrelangen Ermittlungsarbeiten zeigen: Pädokriminelle wähnen sich hinter ihren Pseudonymen in Sicherheit. Sie gehen davon aus, unter Gleichgesinnten zu sein und vernetzen sich national und international über alle Grenzen hinweg.
Im Kampf gegen Pädokriminalität sind alle gefragt: Kantonspolizeien und fedpol, ausländische und internationale Polizeibehörden, Zivilbehörden, Provider und Webseitenbetreiber. Alle in ihrer Rolle, alle am selben Strang ziehend.
Kinderpornografisches Material wird nicht nur auf Plattformen verbreitet, welche den Austausch von Daten zwischen zwei Usern ermöglichen (sogenannte Peer-to-Peer-Netzwerke). Es wird auch auf klassischen Webseiten zur Verfügung gestellt. Befinden sich die Provider der Webseiten in der Schweiz, kann fedpol diese basierend auf dem Strafgesetzbuch löschen lassen. Bei Webseiten auf ausländischen Servern kann fedpol, gestützt auf das Fernmeldegesetz*, die Seite durch Schweizer Provider sperren lassen. Jährlich werden 4800 Seiten gesperrt, über 90 Prozent davon wegen kinderpornografischem Material.
*Art. 46a Abs. 2, 3 FMG
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