Erntezeit

In intensiver Zusammenarbeit gelingt es dank einem Hinweis aus dem Jahr 2020, eine Struktur im Drogenhandel aufzudecken. 2021 und 2022 intervenieren die Kantonspolizeien an mehreren Orten, generieren weitere Ermittlungsansätze. Erntezeit in einem umfangreichen Verfahrenskomplex.

Die Strafverfolgungsbehörden im Ausland schlagen Alarm wegen eines Verdächtigen, der im grossen Stil Drogen in die Schweiz schmuggelt. Die Bundeskriminalpolizei von fedpol und die Bundesanwaltschaft nehmen aufgrund der unklaren kantonalen Zuständigkeit ein umfassendes Ermittlungsverfahren auf und gehen einer Vielzahl von Hinweisen nach. Nach monatelanger Arbeit stellt sich heraus, dass der Verdächtige und seine Komplizen in 19 verschiedenen Kantonen tätig sind.

Die Bekämpfung organisierter Kriminalität ist eine Herausforderung für die Strafverfolgungsbehörden. Um gegen organisierte Kriminalität vorgehen zu können, setzen die Ermittlerinnen auf Strukturermittlungen. Doch was verbirgt sich hinter diesem Begriff?

Strukturermittlungen sind ein strategischer Ansatz zur Bekämpfung organisierter Kriminalität. Sie haben zum Ziel, nicht nur einzelne Straftaten aufzuklären, sondern die dahinterstehenden Strukturen und Netzwerke zu identifizieren. Schlussendlich geht es darum, die Personen zu ermitteln, die an der Spitze dieser Hierarchien stehen und die Fäden ziehen.

Mögliches Vorgehen in Strukturermittlungen

Erster Schritt: sammeln und analysieren. Informationen aus verschiedenen Quellen werden gesammelt und analysiert. Hierzu gehören beispielsweise Hinweise von Informanten, Feststellungen von zivilen Ämtern oder Polizeipatrouillen, aber auch Meldungen aus der Bevölkerung oder Erkenntnisse aus Überwachungsmassnahmen. Auf Basis der analysierten Informationen wird ein Bild über das Netzwerk erstellt.

Zweiter Schritt: Massnahmen. Schlüsselfiguren werden festgenommen oder Razzien durchgeführt – oft an verschiedenen Orten gleichzeitig. Oder: Das Netzwerk wird finanziell geschwächt, durch Einfrieren von Vermögenswerten – ein wichtiger Baustein.

Die Strafverfolgungsbehörden in der Schweiz haben in den letzten Jahren viel Erfahrung mit Strukturermittlungen gesammelt. Doch die organisierte Kriminalität ist agil, passt sich an und verfügt über ein dichtes internationales Netzwerk. Die grenzüberschreitende Polizeikooperation ist deshalb unerlässlich für erfolgreiche Strukturermittlungen.

Das Ermittlungsteam arbeitet unermüdlich daran, einen soliden Fall aufzubauen und gibt Hinweise an die Kantonspolizeien weiter, damit sie etwaige Dealer identifizieren und festnehmen können. Nach eingehender Prüfung konzentrieren sich die Ermittlungen gegen den Hauptverdächtigen schliesslich auf einen Kanton, der das Verfahren übernimmt. fedpol übergibt alle gesammelten Informationen an diesen federführenden Kanton und setzt die Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden der anderen Kantone fort.

Dank dem Hinweis, den die ausländischen Behörden 2020 liefern, werden im Laufe der Jahre 2021/2022 mehrere Strafverfahren eingeleitet. Daraus resultieren Urteile und weitere Ermittlungen in verschiedenen Kantonen – ein Erfolg, der durch die konsequente Zusammenarbeit in der Schweizer Polizeilandschaft zustande kommt. Erntezeit – sozusagen.